Oliver Päßler

30.05.2014

Forscherportraits < zurück

Jan - Mai 2014: USA, Schweiz, Österreich – unterwegs für die Humboldt Stiftung, um außergewöhnliche Wissenschaftler an ebensolchen Orten zu treffen. Es fasziniert mich jedes Mal wieder, wie verschieden diese Forscher sind. Hier zwei kurze Skizzen: Stuart Parkin ist Festkörperphysiker am IBM Almaden Research Center, San Jose. Dort setzt er neue physikalische Phänomene und Materialien in technologische Anwendungen um. Mehrfach hat er die Datenspeicherung revolutioniert. Für die verfeinerte Messtechnik von Leseköpfen in Festplatten wurde ihm gerade der finnische Millenium Prize 2014 verliehen. – Dabei ist der quirlige Forscher so bescheiden wie unkonventionell: sein Büro saugt Stuart einfach mal selbst. Er summt und pfeift die ganze Zeit vor sich hin. Ihm einerlei, ob die Kamera dabei läuft oder nicht. Das ist amüsant und sehr speziell. Genau so würde ich mir jedenfalls einen Daniel Düsentrieb vorstellen. 

Vom Silicon Valley geht die Reise weiter nach L.A. an die University of Southern California zu Giuseppe Caire, einem italienischen Nachrichtentechniker mit Modelqualitäten. Für Mobilfunk, Bluetooth oder W-Lan-Verbindungen hat er Bahn brechende Kodierungsmethoden erfunden. Und so die Praxis und Standards in der modernen drahtlosen Kommunikation nachhaltig beeinflusst. Im Raum L.A. gibt es unzählige Firmen, die in diesem Bereich arbeiten. Mittlerweile hat die Region ihren Namen weg bekommen: „Silicon Beach“. Doch der Prof. warnt: die Datenübertragung stößt gerade an ihre Grenzen. Wenn alle ihre Videos wireless up und downloaden, steht uns in wenigen Jahren ein „Spectrum Crunch“ bevor. Da heißt es umdenken. Giuseppe will die gesamte Netzarchitektur verändern, bzw. die theoretischen Voraussetzungen dafür schaffen. Der Mann ist die Ruhe selbst. Der Beweis: Im Trubel der Venice Beach arbeitet der Hobbypianist weiter konzentriert an seinen Formeln. Eine surreale Szene, die mich unwillkürlich an Antonioni erinnert.